Dermatomykosen und infizierte Ekzeme
1 Für den Menschen relevante Pilze
1.1 Dermatophyten
Zu den beim Menschen am häufigsten vorkommenden Dermatophyten-Spezies zählen:
- Trichophyton
- Epidermophyton
- Microsporum spp.
Je nach ihrem Vorkommen können sie weiter in anthropophile (beim Menschen), zoophile (bei Tieren) oder geophile Dermatophyten (im Erdboden) eingeteilt werden [1].
Anthropophile Dermatophyten sind an den Menschen angepasst, bei dem sie meist nur gering entzündliche chronische, oft unbemerkte Infektionen hervorrufen. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch oder durch Pilzmaterial (Sporen, Myzel) an Gegenständen oder kontaminierten Flächen.
Wichtige Erreger und ihre Verbreitungsgebiete sind:
- Trichophyton rubrum (weltweit; häufigster Dermatophyt)
- Trichophyton tonsurans (weltweit; besonders USA und Lateinamerika)
- Trichophyton interdigitale (weltweit)
- Trichophyton schoenleinii (weltweit; besonders Eurasien und Nordafrika)
- Trichophyton concentricum (v. a. Süd-Ost-Asien und Südamerika)
- Trichophyton violaceum (Nord- und Zentralafrika, Südeuropa, Asien, zunehmend auch Westeuropa)
- Trichophyton soudanense (v. a. Afrika)
- Trichophyton indotineae, auch: mentagrophytes ITS-Genotyp VIII (häufigster Dermatophyt des indischen Subkontinents, zunehmend auch in Australien, Europa und Amerika [2])
- Epidermophyton floccosum (weltweit)
- Microsporum ferrugineum (weltweit, v. a. Asien, seltener Afrika oder Osteuropa)
- Microsporum audouinii (v. a. Afrika, zunehmend auch Mitteleuropa; besonders bei Kindern)
Zoophile Dermatophyten finden sich vor allem bei warmblütigen Tieren, die nicht selten erscheinungsfrei sind. Bei engerem Kontakt mit diesen kann es aber auch zu Infektionen beim Menschen führen – dann häufig mit stark entzündlichem Verlauf, da die Erreger nicht an den Menschen angepasst sind. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, die Infektiosität schwächt sich jedoch mit der Zahl der Übertragungen ab.
Wichtige Erreger und ihre Hauptwirte sind:
- Trichophyton benhamiae (Meerschweinchen, andere Nager)
- Trichophyton mentagrophytes (Nager)
- Trichophyton verrucosum (Rinder)
- Trichophyton erinacei (Igel)
- Trichophyton equinum (Pferde)
- Microsporum canis (Katzen, Hunde)
Geophile Spezies leben als Saprophyten im Erdboden und verursachen nur selten Mykosen beim Menschen. Wenn doch, zeigen sich diese Infektionen größtenteils stark entzündlich, da die Erreger ebenfalls nicht an den Menschen adaptiert sind.
Wichtigste Erreger und ihre Verbreitungsgebiete sind:
- Nannizzia fulva (weltweit)
- Nannizzia gypsea (weltweit)
- Nannizzia incurvata (v. a. Südostasien, Europa, Brasilien)
Abb. 1: Dermatophyten
1.2 Hefepilze
Die beim Menschen am häufigsten vorkommenden Hefepilz-Spezies sind:
- Candida (weltweit): Häufigste Candida-Spezies ist Candida albicans (40–70 %). Zunehmend finden sich auch Non-Candida-albicans-Spezies (ca. 50 %), darunter Candida glabrata (8–20 %), Candida parapsilosis (4–25 %), Candida tropicalis (3–13 %), Candida krusei (1–8 %) [3].
- Malassezia (weltweit): Bestandteil der residenten Mikroflora der menschlichen Haut, v. a. im Bereich des Haarfollikel-Infundibulums. Beim Menschen finden sich u. a. Malassezia furfur, Malassezia globosa und Malassezia restricta [4].
Abb. 2: Abstrich von Hefepilzen
1.3 Schimmelpilze
Beim Menschen vorkommende Schimmelpilz-Spezies sind:
- Aspergillus
- Scopulariopsis brevicaulis
- Acremonium
- Fusarium
- Alternaria
- Sporothrix
Abb. 2: Schimmelpilz
2 Hautinfektionen durch Dermatophyten: Klinik, Diagnostik und Therapie
2.1 Risikofaktoren
2.2 Krankheitsbilder
Weiter kann man Dermatophytosen auch nach dem Ausmaß der Infektion klassifizieren. Während die Tinea superficialis eine oberflächliche Infektion im Stratum corneum der Epidermis darstellt, ist die Tinea profunda durch tiefer reichende Entzündungen insbesondere im Bereich der behaarten Haut (v. a. Bart und Kopfhaar) charakterisiert und weist in der Regel schwerere klinische Verläufe auf.
2.2.1 Epidermomykosen
2.2.1.1 Tinea corporis / Tinea faciei
2.2.1.2 Tinea intertriginosa / Tinea inguinalis
2.2.1.3 Tinea pedis
Fußpilz zählt in Deutschland zu den häufigsten dermatologischen Erkrankungen mit einer Lebenszeitprävalenz von bis zu 70 %. Häufigster Erreger ist Trichophyton rubrum, gefolgt von T. interdigitale, die für 90 % aller Fälle verantwortlich sind. Weitere Erreger sind T. violaceum und Epidermophyton floccosum. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch sowie über kontaminierte Flächen, besonders in Schwimmbädern und Sporteinrichtungen.
Klinisch werden drei Subtypen unterschieden. Am häufigsten findet sich die interdigitale Form, bei der primär die Zehenzwischenräume befallen sind. Es zeigen sich Mazeration und groblamelläre Schuppung, auch nässende Erosionen und Rhagaden sind möglich. Bei Hyperhidrose (z. B. in Sportschuhen) kann es zum akuten Aufflammen der Erscheinungen mit starkem Juckreiz kommen.
Die squamös-hyperkeratotische Form ist durch eine diffus schuppende Keratose der gesamten Fußsohle charakterisiert, die oftmals als trockene Haut fehlinterpretiert wird. An den Fußrändern findet sich ein scharf begrenztes Erythem mit randbetonter Schuppung, was zu der Bezeichnung „Mokassin-Mykose“ geführt hat. Besonders im Fersenbereich kann es zu Hyperkeratosen und schmerzhaften Rhagaden kommen.
Die vesikulös-dyshidrotische Form geht mit stark juckenden, getrübten Bläschen auf gering entzündlich gerötetem Grund einher und findet sich vorwiegend am Fußgewölbe sowie Klein- und Großzehenballen. Selten entstehen größere Blasen (Pompholyx oder bullöser Typ der Tinea pedis).
Auch schon bei interdigitaler Mykose besteht ein erhöhtes Risiko für die Übertragung auf andere Körperregionen, ebenso für bakterielle Superinfektionen. Eine Spontanheilung ist selten.
2.1.1.4 Tinea manum
2.2.2 Trichomykosen
2.2.2.1 Tinea capitis
Dringen die Pilze an den Haarfollikeln in die Tiefe, kommt es zum Bild der Tinea capitis profunda. Hochrote Knoten mit follikulären Pusteln und massiver eitriger Sekretion treten zusammen mit Allgemeinerscheinungen wie Fieber, Kopfschmerzen und Lymphknotenschwellung auf. Als Sonderform gilt das Kerion Celsi (griech.: Kerion = Honigwabe), das meist von zoophilen Dermatophyten wie T. verrucosum, T. mentagrophytes oder T. benhamiae ausgelöst wird. Es imponiert durch eine scheibenförmige Ausprägung mit massiver eitriger Sekretion (vergleichbar mit „Honig aus einer Wabe“) und knotiger Einschmelzung. Eine Zerstörung der Haarwurzeln mit bleibender Alopezie ist möglich [6, 10].
2.2.2.2 Mikrosporie
2.2.2.3 Favus
2.2.2.4 Tinea barbae
2.3 Diagnostik
Gesichert wird die Diagnose durch die mykologische Untersuchung von Hautschuppen und/oder epilierten Haaren aus dem Randbereich der Läsionen. Eine etwaige Vortherapie sollte mindestens zwei Wochen vor Probeentnahme pausiert werden. Vor der Materialgewinnung wird die betreffende Läsion mit 70 % Ethylalkohol oder Isopropanol gereinigt, um eine Kontamination aus der Umgebungsluft und Begleitkeime zu verringern [1, 11]. Der Erregernachweis erfolgt in der Direktmikroskopie des Nativpräparats, die Erregerbestimmung über Pilzkultur oder molekulare Diagnostik (PCR). Mitunter ist auch die histologische Untersuchungen einer Biopsie sinnvoll (z. B. bei Tinea profunda).
2.4. Therapie [1, 6]
2.4.1 Lokaltherapie
2.4.1.1 Antimykotika [5, 8, 10]
Für die topische Behandlung von Dermatomykosen stehen verschiedene Substanzklassen an Antimykotika zur Verfügung.
- Allylamine: Terbinafin, Naftifin
- Azole: Clotrimazol, Miconazol, Isoconazol, Econazol, Bifonazol, Sertaconazol
- Pyridone: Ciclopirox, Ciclopiroxolamin
- Morpholine: Amorolfin
Vorsicht
Während Allylamine insbesondere gegen Dermatophyten wirksam sind, stellen Azolantimykotika wie Miconazol, Isoconazol oder Clotrimazol Breitbandantimykotika dar, die gegen Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze wirken. Für einige Azole wie z. B. Miconazol konnte eine zusätzliche antibiotische Wirksamkeit gegen grampositive Bakterien nachgewiesen werden. Auf gramnegative Bakterien zeigte sich in vivo und in vitro jedoch keine Wirkung, was einen Vorteil für den Erhalt des überwiegend gramnegativen physiologischen Hautmikrobioms darstellen könnte. Das Risiko einer Resorption von topischen Antimykotika ist grundsätzlich gering, ferner haben sie ein vergleichsweise niedriges Risiko für die Resistenzentwicklung. Azole können sehr selten allergische Reaktionen hervorrufen.
Initialtherapie: Kombination aus Antiinfektivum und topischem Glukokortikoid
Besonders Infektionen mit zoophilen oder geophilen Dermatophyten verursachen bei Immungesunden oft stark überschießende Entzündungsreaktionen mit der Gefahr schwerer Verläufe und einem hohen Leidensdruck der Betroffenen durch starken Juckreiz, Brennen und Schmerzen, aber auch sozialer Stigmatisierung durch den Befall an prominenter Stelle. Um die starke Immunreaktion frühzeitig abzuschwächen, empfiehlt sich eine lokale Kombinationstherapie aus Breitspektrum-Antimykotikum und Glukokortikoid der Klassen II bis IV [13-16]. Die Wirkung beider Substanzen kann zudem synergistische Effekte haben, da Glukokortikoide durch ihren vasokonstriktiven Effekt ein vorzeitiges Abfluten des topischen Antimykotikums verhindern [13]. Die topische Applikation von Glukokortikoiden gilt der systemischen als überlegen in der raschen Unterdrückung von Erythem, Ödem und Juckreiz [14]. Die antiinfektiv-antientzündlichen Kombinationen stellen eine gute und pragmatische Möglichkeit der Erstbehandlung bis zum Vorliegen des endgültigen mikrobiologischen Befundes dar. Denn durch ihr breites Wirkspektrum werden auch eine ekzematische Komponente der Mykose sowie eine differenzialdiagnostisch mögliche bakterielle oder mykotische sekundäre Superinfektion eines Ekzemes abgedeckt.
Bei der Wahl des geeigneten Antimykotikums für die Kombinationstherapie bieten sich insbesondere die Breitspektrum-Antimykotika aus der Gruppe der Imidazole an, da sie auch gegen die für Superinfektionen verantwortlichen grampositiven Bakterien – wie Staphylococcus aureus, aber auch einige multiresistente Keime – wirken [17]. Für die Initiale Kombinationstherapie können Fixkombinationen eingesetzt werden: Miconazol ist als Fixkombinationspräparat mit dem Klasse-II-Steroid Flupredniden erhältlich. Isoconazol ist mit dem Klasse-II-Steroid Diflucortolon und Clotrimazol mit dem Klasse-II-Steroid Betamethason oder mit dem Klasse-I-Steroid Hydrocortison fix kombiniert. Die zugelassene Indikation ist hier jeweils zu beachten.
Die Anwendungsdauer der Kombinationspräparate ist meist auf sieben Tage beschränkt, danach sollte – bei gesicherter Diagnose – auf eine antiinfektive Monotherapie umgestellt werden. Es empfiehlt sich, diese mindestens zwei Wochen über die klinische Heilung hinaus anzuwenden.
2.4.1.2 Antiseptika
Octenidinhydrochlorid und Polihexanid gelten als nebenwirkungsärmere staphylokokkenwirksame Antiseptika mit breiter antimikrobieller Wirkung, die allerdings auch das physiologische Hautmikrobiom negativ beeinflussen [5,11,12]. Zudem wirken Antiseptika stark austrocknend und überwiegend an der Hautoberfläche, während Erreger in tieferen Schichten des Stratum corneum deutlich weniger gut erreicht werden. Bei Anwendung auf präexistenten Dermatosen mit Barrieredefekt ist eine systemische Resorption mit teilweise toxischen Konzentrationen möglich, auch das allergische Potenzial ist von Nachteil. Das Potenzial der Antiseptika liegt daher eher in der präventiven Behandlung intakter Haut. In der Praxis kommen folgende Anstiseptika in fixer Kombination mit lokalen Steroiden zur Anwendung: Chinolinderivate (Clioquinol, Chinolin-8-ol-sulfat), Triclosan 1-3 %, Chlorhexidin, Hexamidin [19].
2.4.2 Systemtherapie
Die antimykotische Systemtherapie wird häufig mit der topischen Therapie kombiniert. So können am Wirkort höhere Wirkspiegel mit zum Teil synergistischen Effekten erreicht werden, die ein geringeres Potenzial für eine Resistenzentwicklung bieten. Bei der lokalen antimykotischen Therapie kann die Kombination mit einem Glukokortikoid überschießende Entzündungsreaktionen vermindern und die entzündlichen Symptome schneller lindern. Beispielsweise kann bei atopischer Dermatitis durch die Kortikoid-Komponente zudem die Keimzahl reduziert werden. Eine effektive Lokaltherapie kann darüber hinaus die Dauer einer notwendigen Systemtherapie verkürzen.
Folgende systemische Substanzklassen stehen im Wesentlichen für die antimykotische Systemtherapie zur Verfügung [20]:
- Allylamine: Terbinafin; Indikation: Tinea der freien Haut [21];Tinea capitis (off-label bei Kindern): nicht 1. Wahl bei Microsporum/Nannizzia spp und indotineae (60-70 % Resistenzen) [9]; eingeschränkte Wirksamkeit bei T. interdigitale und T. mentagrophytes à Eine mikrobiologische Diagnostik vor Therapiebeginn ist essenziell, um die Auswahl der Wirkstoffe an das individuelle Resistenzmuster anzupassen [22].
- Triazole: Breitspektrum-Antimykotika
- Fluconazol: Indikation: 2. Wahl bei Tinea der freien Haut [21], Tinea capitis (off-label bei Kindern); Erregerlücken: T. interdigitale, T. mentagrophytes, T. verrucosum [23]; nicht wirksam gegen T. indotineae)
- Itraconazol/SUBA-Itraconazol: Indikation: Tinea der freien Haut [21]; Tinea capitis (off-label); Wirksamkeit: T.-Spezies (eingeschränkt bei T. interdigitale, T. mentagrophytes [23]) und Microsporum/Nannizzia [24]; Mittel der 1. Wahl bei indotineae in Kombination mit topischen Azolen oder Ciclopirox-(Olamin), ggf. plus Glukokortikoid; aber: auch hier zunehmende Resistenzen [9]
- Triazole der 2. Generation: Voriconazol, Posaconazol (off-label bei therapieresistentem indotineae), Isavuconazol: alle off-label, teuer und nebenwirkungsreich, daher aktuell nur bei schweren, invasiven und in-label therapieresistenten Mykosen
- Griseofulvin als einziges für die systemische Behandlung von Kindern zugelassenes Antimykotikum wird zwar in den Leitlinien weiterhin besonders für die Behandlung der Tinea capitis durch Microsporum/Nannizzia bei Kindern [10] empfohlen, ist jedoch in Deutschland und auch über die internationale Apotheke nicht mehr erhältlich. Zudem besitzen die Azole, v.a. bei der Behandlung von Mykosen durch T.-Spezies eine bessere Wirksamkeit – ihr Einsatz bei Kindern erfolgt allerdings immer off-label.
Kontinuierliche Therapie
Die kontinuierliche systemische Therapie verfolgt das Ziel der raschen und möglichst sicheren Erregereliminierung mit klinischer und v.a. mykologischer Heilung (neg. Nativpräparat, neg. Kultur). Die Symptomatik soll gelindert und bei Tinea capitis ein bleibender Haarverlust vermieden werden [10]. Zudem müssen Übertragungen auf andere Personen effektiv verhindert werden.
Welches Antimykotikum eingesetzt wird und wie lange, hängt u.a. vom Erreger ab. Trichophyton spp. sollten (insb. bei Tinea der freien Haut) vorranging mit Terbinafin behandelt werden, alternativ mit Itraconazol oder Fluconazol. Die Behandlungsdauer liegt in der Regel bei 4 Wochen. Bei Microsporum/Nannizzia spp. (insb. bei Tinea capitis) ist Itraconazol Mittel der 1. Wahl, alternativ Fluconazol. Die Therapiedauer beträgt etwa 8-12 Wochen.
Laborkontrollen der Leberwerte sind durchzuführen(Siehe die jeweilige Fachinformation), dies gilt insbesondere für Terbinafin [24].
Eine Erfolgskontrolle mittels Nativpräparat und Pilzkultur ist nach 4 Wochen Behandlung angezeigt. Bei positivem Befund im Nativpräparat, sollte die Therapie fortgeführt und erneut nach 2 Wochen kontrolliert werden. Ist der Befund sowohl im Nativpräparat als auch in der Pilzkultur negativ, wird die Therapie beendet.
2.5 Adjuvante Maßnahmen
Neben allgemeinen Maßnahmen der Hygiene und Umgebungssanierung werden keine weiteren Maßnahmen zur pharmakologischen Prophylaxe mit Antimykotika nach Ausheilung einer Tinea besprochen. Einige therapiebegleitende Maßnahmen haben sich jedoch bewährt:
- bei nässenden Läsionen Trockenlegen durch feuchte Umschläge („feucht auf feucht“), ggf. auch unter Verwendung von Gerbstoffen;
- Umgebungsdesinfektion, Waschen von Kleidungsstücken mit mindestens 60 °C und/oder unter Zusatz eines Wäschehygienespülers;
- Antropophile Erreger bei Kindern: kein Besuch von Kita oder Schule für ca. 1 Woche: zoophile Erreger: Besuch der Gemeinschaftseinrichtung direkt nach Beginn einer ausreichenden topisch-systemischen Therapie
- Kein Friseurbesuch bis zur nachgewiesenen Erregerfreiheit
- Mitbehandlung von Kontaktpersonen und (u. U. asymptomatischen) Tieren;
- Prophylaxe: Sorgfältiges Abtrocknen der intertriginösen Areale, ggf. prophylaktische Anwendung von Antiseptika
3 Oberflächliche Hautinfektionen durch Hefepilze: Klinik, Diagnostik und Therapie
3.1 Risikofaktoren für Candidose [3]
Ein gesundes Haut- und Schleimhautmilieu stellt eine wirksame Barrierefunktion gegen von außen einwirkende Noxen und Erreger dar. Durch lokale und systemische Prädispositionsfaktoren kann die Barrierefunktion allerdings geschwächt sein, was die Manifestation einer opportunistischen Infektion durch Candida-Hefen erleichtert.
Zu den lokalen Prädispositionsfaktoren zählen:
- Vorbestehende Haut- und Schleimhauterkrankungen
- Lokale Anwendung von Steroiden
- Chronische Mazeration, Intertrigines
- Erhöhte Schweißneigung, Okklusion (Verbände, geschlossenes Schuhwerk)
- Eintrittspforten durch Kunststoffteile (z. B. Venenkatheter, Implantate)
Systemische Prädispositionsfaktoren können sein:
- Gestörte zellvermittelte Immunantwort: Neugeborene, Greise, Immundefekte, HIV, maligne Erkrankungen, zytostatische/immunsuppressive Therapie
- Gestörte Phagozytose: Diabetes mellitus, Neutropenie
- Endokrine Störungen: Schwangerschaft, Morbus Cushing, Morbus Addison, Hypoparathyreoidismus, Hypothyreose
- Stoffwechselstörungen: Hypalimentation, Marasmus, Eisen- oder Zinkmangel
- Iatrogen: Therapie mit Östrogenen, Kortikosteroiden, Immunsuppressiva, Zytostatika, Antibiotika
3.2 Krankheitsbilder
3.2.1 Intertriginöse Candidose
3.2.2 Interdigitale Candidose
3.2.3 Windelsoor
3.2.4 Candida-Follikulitis
3.2.5 Pityriasis versicolor
Die Pityriasis versicolor stellt eine nicht entzündliche Pigmentstörungen durch Malassezia spp. dar und tritt v. a. bei jüngeren Menschen auf. Als prädisponierende Faktoren gelten starkes Schwitzen, Seborrhoe, Aufenthalte im heißen, feuchten Klima sowie Adipositas und Stress.
Es werden drei klinische Ausprägungen unterschieden:
- Pityriasis versicolor rubra: Sie imponiert mit rötlich-braunen, unregelmäßig gefärbten Makulae im Sinne einer Hyperpigmentierung
- Pityriasis versicolor alba: nach UV-Exposition zeigt sich ein Farbwechsel hin zur Depigmentierung
- Pityrosporum-Follikulitis: a.e. bei Immunsuppression kann es zum Bild der papulopustulösen Follikulitis kommen.
3.2.6 Seborrhoische Dermatitis
3.3 Diagnostik
Die Diagnose einer Pityriasis versicolor durch Malassezia spp. wird meist blickdiagnostisch gestellt, ggf. ergänzt durch den typischen Befund in der Wood-Licht-Untersuchung (gelborange Fluoreszenz). Durch Bestreichen eines betroffenen Areals können aber auch feine, weiße Schuppen (Hobelspanphänomen) für die Nativmikroskopie gewonnen werden.
3.4 Therapie
3.4.1 Therapie der Candida-Infektion
- Polyene: Nystatin, Amphotericin B
- Azole: Imidazol
- Allylamine: Terbinafin, Naftifin
- Morpholine: Amorolfin
- Pyridone: Ciclopiroxolamin
Neben lokal austrocknenden Maßnahmen gelten Imidazole und Nystatin als Standard für die topische Therapie kutaner Kandidosen. Bei stark entzündlicher Komponente kann kurzfristig kombiniert mit einem Kortikosteroid behandelt werden [3, 5].
Bei großflächigem oder rezidivierendem Befall ist eine Systemtherapie indiziert. Hier sind Fluconazol oder Itraconazol Mittel der Wahl, wobei Itraconazol Erregerlücken für Candida glabrata, Candida guilliermondii, Candida krusei und Candida tropicalis aufweist [5, 26]. Bei Therapieversagen und schweren Candida-Infektionen kommen auch Voriconazol und Echinocandine zum Einsatz [27].
3.4.2 Therapie der Pityriasis versicolor [4]
3.4.3 Therapie der seborrhoischen Dermatose
4 Onychomykose: Klinik, Diagnostik und Therapie
4.1 Risikofaktoren
Es gibt verschiedene Prädispositionsfaktoren, die das Risiko für eine Nagelmykose erhöhen. Zu ihnen zählen:
- Durchblutungsstörungen der unteren Extremität (pAVK, venöse Insuffizienz)
- Immunschwäche
- Diabetes mellitus
- rezidivierende Traumata (z.B. durch Sport)
- Tinea pedis
- Erkrankte Haushaltsmitglieder
- familiäre Prädisposition
4.2 Krankheitsbilder
Pilzerkrankungen der Nägel können nach ihrem klinischen Erscheinungsbild in verschiedene Formen unterteilt werden [24]:
- Distolaterale subunguale Onychomykose (DSO):
Die DSO stellt die häufigste Form des Nagelpilz dar. Die Erreger treten aus der infizierten Umgebungshaut (z. B. bei Tinea pedis) über die Unterseite der Nagelplatte ein und breiten sich von distal nach proximal zur Matrix hin aus. - Proximale subunguale Onychomykose (PSO):
Die PSO findet sich v. a. bei Immunsupprimierten. Die Erreger dringen über Cuticula und Eponychium aus der infizierten Haut des Nagelwalls ein und breiten sich von proximal nach distal aus. - Weiße superfizielle Onychomykose (WSO, Leukonychia trichophytica):
Die WSO zeigt sich typischerweise durch weißliche Plaques oder Streifen nur an den Zehennägeln. Die Erreger treten über die Oberfläche der Nagelplatte ein. - Endonyx-Onychomykose:
Die Endonyx-Onychomykose zeigt charakteristischerweise eine weißliche Verfärbung der Nägel ohne Hyperkeratose oder Onycholyse. Eintrittspforte ist die Nagelplatte. - Totale dystrophische Onychomykose (TDO):
Die TDO tritt bei fehlender Behandlung einer länger bestehenden Onychomykose auf und ist gekennzeichnet durch eine weitgehend zerstörte Nagelplatte.
4.2.1 Onychomykose durch Dermatophyten
4.2.2 Candida-Onychomykose
4.2.3 Schimmelpilz-Onychomykose
4.3 Diagnostik
4.4 Therapie
4.4.1 Lokaltherapie
4.4.2 Systemtherapie
Zusätzlich zur Lokaltherapie kommt bei vorhandenem Nagelwachstum von > 0,5 mm/Woche eine Systemtherapie zur Anwendung, wenn die Nagelmatrix befallen ist, mehr als 3 Nägel betroffen sind und der Befall der Nagelplatte bei DSO und WSO über 50 % liegt sowie immer bei PSO und TDO.
Eine Durchführung von Laborkontrollen, insbesondere eine Kontrolle der Leberwerte, sollte geprüft und entsprechend der jeweils gültigen Fachinformation durchgeführt werden.
Problematisch ist die therapierefraktäre Candida-Onychomykose durch Non-Candida-albicans-Hefen wie Candida glabrata, Issatchenkia orientalis (ehemals Candida krusei) und Candida guilliermondii, da ca. 30 % der Non-albicans-Spezies Resistenzen gegen Fluconazol aufweisen, v.a. Candida krusei und Candida glabrata [20]. Antimykotische Alternativen stellen hier Posaconazol oder Voriconazol im Off-Label-Versuch dar.
4.4.2.1 Therapie bei Dermatophyten-Infektion
4.4.2.2 Therapie bei Candida-Infektion
4.4.2.3 Therapie bei Schimmelpilz-Infektion
4.4.2.4 Systemtherapie bei Kindern und Jugendlichen
4.4.3 Adjuvante Maßnahmen
4.5 Komplikationen
5 Infizierte Ekzeme: Klinik, Diagnostik und Therapie
5.1 Krankheitsbilder
5.1.1 Atopisches Ekzem
5.1.2 Kontaktekzem
5.2 Diagnostik
5.3 Therapie
Beim akuten, superinfizierten Kontaktekzem ist die lokale Behandlung mit Steroiden der Klasse III oder Klasse IV indiziert, ggf. in Kombination mit topischen Antiinfektivum. Für die Indikation „infizierte Ekzeme“ sind verordnungsfähige Fixkombinationen aus Antimykotikum und Glukokortikoid zugelassen, die gleichzeitig sowohl die Erreger – Pilze und grampositive Bakterien – als auch eine mögliche überschießende Immunreaktion bekämpfen. (s. 2.4.1.1. Antimykotika, auch 2.4.1.2. Antiseptika)
Antibiotika wirken effektiv und spezifisch gegen Bakterien des jeweils definierten Wirkspektrums, sind aber auch anfällig für die Entwicklung unterschiedlichster Resistenzmechanismen – insbesondere bei wiederholter und langandauernder Einwirkung. Zusätzlich bergen Antibiotika ein nicht unerhebliches Allergiepotenzial. Im Sinne des Antibiotic Stewardship wird die Anwendung von Antibiotika zunehmend kritischer betrachtet.
Als Fixkombination mit einem Glukokortikoid verfügbare Antibiotika sind Fusidinsäure, Gentamicin und Neomycin [5].
Fusidinsäure wirkt gegen grampositive Bakterien, insbesondere Staphylococcus aureus. Die Resistenzraten nehmen zu und werden für Deutschland mit etwa 5% bis 12% berichtet. [30,31]. Gegen die meisten gramnegativen Erreger und Pilze ist Fusidinsäure unwirksam. Kontaktallergien sind möglich. Fusidinsäure ist in Fixkombination mit dem Klasse-III-Steroid Betamethasonvalerat verfügbar
Gentamicinsulfat ist ein in der Dermatologie gebräuchliches Antibiotikum, das in Fixkombination mit dem Klasse-III-Steroid Betamethasonvalerat und dem Klasse-II-Steroid Flupredniden verfügbar ist. Es gilt zwar als Breitbandantibiotikum, ist jedoch gegen Streptokokken und Enterokokken intrinsisch resistent. Das auch als Systemantibiotikum verfügbare Gentamicin ist oto- und nephrotoxisch und weist eine individuelle Sensibilisierungsrate von 1,4 % mit steigender Tendenz auf. Ferner besteht eine Gruppenallergie zu Aminoglykosiden wie Neomycin.
Neomycin gilt als potentes Lokalantibiotikum, das häufig im HNO- und Augenbereich angewendet wird. Es ist in Fixkombination mit dem Klasse-III-Steroid Fluocinolonacetat und dem Klasse-II-Steroid Dexamethason erhältlich. Bei großflächigerer Anwendung und bei Kleinkindern besteht ein erhöhtes oto- und nephrotoxisches Risiko, auch Kontakallergien können auftretn [14].
Inhaltsverzeichnis
Dr. med. Christine Adderson-Kisser, MPH
Bildrechte: Almirall Hermal GmbH
Quellen
- Mayser, P. Mykosen In: Plewig, Landthaler, Burgdorf, Hertl, Ruzicka (eds.) Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. 6. Auflage, Springer 2012, S. 243–279; 7. Auflage.
- McTaggart LR, Cronin K, Ruscica S et al (2025) Emergence of terbinafine-resistant Trichophyton indotineae in Ontario, Canada, 2014–2023. J Clin Microbiol63(1):e153524.
- Mayser P. Mykologische Fortbildung Teil 8: Candida und Candida Mykosen.
- Mayser P. Mykologische Fortbildung Teil 7: Malassezia-assoziierte Dermatosen. 1. Ausgabe Februar 2019; S. 22-23.
- Czaika V. Topische Kombinationstherapie bei entzündlichen Mykosen und infizierten Ekzemen. Landesärztekammer Hessen. 2021.
- Nenoff et al.: Mykologie – ein Update Teil 2: Dermatomykosen: Klinisches Bild und DiagnostikIn: JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Band: 12, Nummer: 9, 2014, doi: 1111/ddg.12420_supplp.749-779.
- Uhrlaß et al.: Zoophile Dermatophyten während der Corona-Pandemie in DeutschlandIn: Die Dermatologie. Band: 74, Nummer: 6, 2023, doi: 1007/s00105-023-05150-5p.430-439.
- Seebacher et al.: S1-Leitlinie Tinea der freien HautDeutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft (DMYKG). Stand: 2008. Abgerufen am: 28.11.2016.
- Uhrlaß, S., Panzer, R., Koch, D. et al.Trichophyton mentagrophytes ITS Genotyp VIII/Trichophyton indotineae in Deutschland – Neubewertung nach 5 Jahren. Dermatologie 76, 551–564 (2025). https://doi.org/10.1007/s00105-025-05553-6.
- Mayser et al.: S1-Leilinie Tinea capitisStand: 2019. Abgerufen am: 18.11.2020.
- Nenoff P, Krüger C, Ginter-Hanselmayer G, Tietz HJ. Mycology – an update. Part 1. Dermatomycoses: causative agents, epidemiology and pathogenesis. J Dtsch Dermatol Ges. 2014 Mar; 12 (3): 188–209.
- Mayser P. Stellenwert von Glukokortikosteroiden in der Therapie des Kerion celsi. Haut 04/14; 172–176; 2014.
- Täuber U, Rzadkiewicz M. Bioavailability of isoconazole in the skin. Mykosen 1979; 22: 21.
- Mayser P. Stellenwert und Einsatz von Glukokortikosteroiden in fixer Kombination mit Antimykotika in der Versorgung von Hauterkrankungen Hautarzt. 2016 Sep; 67 (9): 732–8.
- Mayser P. Stellenwert von Glukokortikosteroiden in der Therapie des Kerion celsi. Haut 04/14; 172–176; 2014.
- Czaika VA, Zuberbier T. Lokale Kombinationstherapie bei entzündlichen Dermatomykosen – Review zu den Therapieempfehlungen in nationalen und internationalen Leitlinien. Hautarzt. 2015; 66: 360–9.
- Nenoff P, Koch D, Krüger C, Drechsel C, Mayser P. New insights on the antibacterial efficacy of miconazole in vitro. Mycoses. 2017 Mar 30.
- Staubach P et al. Antiseptische Wirkstoffe in Topika. Hautarzt 2017 · 68:835–851; https://doi.org/10.1007/s00105-017-4033-1.
- Stücker M, Anwendung, Wirkung und Risiken von Antiseptika – ein Update. Wissenstransferzu Kramer et al., Skin Pharmaca Physiol 2018; 31: 28–58.
- Mayser P. Mykologische Fortbildung Teil 17: Systemische antimykotische Therapie – wann und wie?
- Seebacher C, Korting HC, Abeck D et al. Tinea of glabrous skin. J Dtsch Dermatol Ges. 2010 Jul;8(7):549-54.
- Burmester A et al. Resistenzentwicklung bei Hautpilzen Dermatologie 2025 · 76:523–532; https://doi.org/10.1007/s00105-025-05527-8.
- Tietz H-J. Antimykotika von A-Z 5. Aufl. Ligatur Verlag Stuttgart 2011.
- Nenoff et al.: S1-Leitlinie Onychomykose Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Stand: 2022. Abgerufen am: 27.02.2024.
- Nicht vergeben.
- Farr A, Effendy I, Frey Tirri B, et al. Guideline: Vulvovaginal candidosis (AWMF 015/072, level S2k). Mycoses. 2021 Jun;64(6):583-602.
- Wall G, Lopez-Ribot JL Current Antimycotics, New Prospects, and Future Approaches to Antifungal Therapy. Antibiotics (Basel). 2020 Jul 25;9(8):445. doi: 10.3390/antibiotics9080445.
- Abeck et al.: Onychomykose: Aktuelle Daten zu Epidemiologie, Erregerspektrum, Risikofaktoren sowie Beeinflussung der Lebensqualität. In: Deutsches Ärzteblatt. 2000.
- Mayser P. Mykologische Fortbildung 12: Infektionen des Hautorgans durch Schimmelpilze.
- Layer-Nicolaou F et al. Epidemiologisches Bulletin. 2023;(44):3–14.
- Hajikhani B et al. Antimicrob Resist Infect Control. 2021;10(1):75.
Diese Themen könnten Sie interessieren
Psoriasis
Hier finden Sie alles Wissenswerte zu topischer Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt. Von der Definition, über die Diagnose bis hin zur Behandlung.
Aktinische Keratosen
Hier finden Sie alles Wissenswerte zu aktinischen Keratosen. Von der Definition, über die Diagnose bis hin zur Behandlung.
Service
Hier finden Ärztinnen und Ärzte umfangreiche Informationen zu Produkten, Servicematerialien und aktuelle Studiendaten aus dem Indikationsbereich Mykosen und Ekzeme.
